Erfahrungsbericht aus Nepal - Von Teufeln und Geistern

Von Teufeln und Geistern

Es ist tiefe Nacht. Ich schlafe glücklich und zufrieden, bis auf einmal ein für mich schreckliches Getöse beginnt. Was ist passiert, oder passiert gerade?

Unten auf der Straße dröhnt lautes Getöse und undefinierbares Getute. Ein Mann, der vor sich her murmelt und ab und an etwas lauter redet läuft durch das Dunkel der Nacht. Neugierde quält mich und ich schaue versteckt hinter der Gardine auf die kleine Gasse vor dem Haus. Schemenhaft sehe ich seine Silhouette und kann nicht deuten was los ist. Ich rüttle den schlafenden Nepalesen neben mir und frage was bedeutet das?

Nichts weiter, es sind nur die Männer der Joghi Kaste. Sagt’s und dreht sich wieder um. Da lieg ich nun und weiß immer noch nicht, was das zu bedeuten hat. Das Getöse wird immer lauter. Wer sind die Joghi’s und was machen die mitten in der Nacht auf der Straße?
Der Nepalese, der schon wieder schläft, scheint es nicht zu stören. Jedoch mich. Wieder rüttle ich ihn. Ich sehe nicht ein, dass er schön gemütlich weiter schlummert, während ich mit 100 weltbewegenden Fragen im Bett liege und mir keiner eine Antwort geben kann. Der Nepalese wird wach und muss mir wohl oder übel eine für mich ausreichende Erklärung geben. Er ahnt, dass er ohne mir vorher eine Erklärung zu geben, nicht wieder schlafen kann.
So murmelt er schlaftrunken: Einmal im Jahr gehen die Männer der Joghi Kaste durchs Ländle. Bewaffnet mit Gebeten und einer großen Muschel. Sie laufen an den Häusern vorbei und vertreiben dort die bösen Geister und Teufel die sich im Laufe der Zeit eingenistet haben.

Na Klasse, wo eigentlich bin ich hingeraten? In der Hölle? Neben dem für mich undefinierbaren Geschrei tuten sie dabei kräftig in eine Muschel die auch ein hinduistisches und buddhistisches Relikt ist. Ist der Joghi an einem Haus vorbei gegangen, so heißt es, sind die Häuser Teufel und Geister frei und die darin lebenden Familien haben noch mal Glück gehabt das Joghi just in diesem Moment anwesend war. Morgens, am folgenden Tag kommen sie noch einmal. Dann aber mit leisen Schritten ohne Bing, bling, bong. Logo, wer die ganze Nacht durchschreit, hat irgendwann die Nase voll davon. Sie klingeln an den Haustüren und erwarten von den Bewohnern einen kleinen Obolus. Schließlich ist das Haus jetzt Geister frei. Den Bewohnern ist das natürlich etwas wert und sie geben gern was der Joghi erwartet. Naja die meisten jedenfalls.
So weit so gut, meine Neugierde ist geweckt. Ich will gucken und schwinge ein Bein aus dem Bett um zum Fenster zu kommen. Nix da! Der Nepalese greift mich von hinten und zerrt mich vom Fenster weg. Leicht hysterisch sagt er: nicht gucken. Auf meine Frage warum nicht, bekomme ich folgende Antwort: Alle die Geister und Teufel sind dort draußen.
Mit großen Kulleraugen frage ich den Nepalesen. Ja glaubst du denn das wirklich? Ganz erstaunt sieht mich der Nepalese an und meint…..na klar!

Wenn ich eins in Nepal gelernt habe, dann die Dinge zu nehmen wie sie sind und nicht weiter versuchen zu erforschen was da vor sich geht. Es ist nun mal so wie es ist.

geschrieben von Basundhara
(mehr von ihr: hier)

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Mehr interessante und spannende Geschichten von Basundhara findest Du auch in ihrem Blog:
nepalmeromaya – Ein Land, seine Menschen & eine Liebe.
Schau einfach bei Gelegenheit mal in ihrem Blog  vorbei.

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