In 1768 stand Prithvi Narayan Shah, Herrscher des kleinen am Hügel gelegenen Gorkha (zwischen Pokhara und Kathmandu), selbstsicher am Rand des Kathmandu-Tals, um seinen Traum nach einem vereinigten Nepal zu verwirklichen. Es hatte mehr als ein Vierteljahrhundert der Eroberungen und Zusammenführung gedauert, ehe Shah nur kurz davor stand, die politische Landschaft des Himlaya komplett zu verändern.
Shah nahm bereits 1744 die Festung Nuwakot an einer strategisch gut platzierten Hügelspitze ein und blockierte den Handel mit dem Kathmandu-Tal, nachdem er die militärische Verstärkung seitens der britischen East India Company erfolgreich abwendete. Aber es dauerte bis 1768, ehe er Kathmandu einnehmen konnte. Ein Jahr später eroberte er dann endlich nach drei langen missglückten Versuchen Kirtipur. Als kaltblütige Rache hackten seine Truppen über 50KG Nasen und Lippen von den Einwohnern Kirtipurs ab – der Bann des Widerstands war daraufhin komplett zum Erliegen gekommen. In 1769 drang er zu den drei kauernden Malla-Königen vor und beendete die Malla-Herrschaft. Nepal war vereint.
Shah verlegte seine Hauptstadt von Gorkha nach Kathmandu und schuf die Shah-Dynastie, deren Blutlinie bis heute sich fortsetzt. Shah verstarb nur sechs Jahre danach in Nuwakot, aber wird dennoch als Gründervater der Nation verehrt.
Shah errichtete sein Reich mittels Eroberungen. Seine unersättliche Armee strebte nach mehr und mehr Beute sowie mehr und mehr Land. Innerhalb von sechs Jahren eroberten die Gurkhas das östliche Nepal und Sikkim. Die Expansion setzte sich dann nach Westen fort, wo Kumaon und Garhwal schnell fielen. Einzig die Armee des mächtigen einäugigen Herrschers Ranjit Singh hielt den Angriffen an der Grenze zu Punjab stand.
Die Erweiterung der Grenzen des „Großen Nepals“ erstreckte sich zu dieser Zeit von Kashmir bis nach Sikkim und steuerte unweigerlich auf einen Kollisionskurs mit dem damals mächtigsten Reich zu, den britischen Raj. Trotz jüngster Verträge mit den Briten kam es zu Streitigkeiten über das Terai-Gebiet, was in den ersten Anglo-Nepali-Krieg eskalierte, das die Briten nach zweijähriger Kampfzeit für sich entschieden konnten. Die Briten waren so beeindruckt von ihren Gegnern, dass sie Söldner der ehemaligen Gurkha Armee in ihre eigene Truppe aufnahmen – eine Praktik, die bis heute fortgesetzt wird, und für viele junge Nepalesen aus den Dorfregionen die einzige Hoffnung ist, aus der Armut zu entkommen. Unter britischer Flagge kämpften Ghurkas kürzlich im Irak und in Afghanistan!
Der Sugauli Vertrag aus dem Jahre 1816 beendete die Expanison Nepals und schrieb dem Land die heutigen, modernen Grenzen zu. Nepal verlor Sikkim, Kumaon, Garhwal und viele Teile des Terai. In 1858 wurden Nepal Teile des Terai wieder zugeschrieben, da Nepal die Briten beim Indischen Unabhängigkeitskrieg unterstützten. Ein britischer Regierungsvertreter wurde nach Kathmandu gesendet, um Nepal von innen heraus in Schach zu halten. Aber die Briten merkten schnell, dass es nicht einfach gewesen wäre, das hügelige Land zu kolonialisieren. So beließen sie Nepal als eine Art Pufferstaat.
Im Zuge der erniedrigen Niederlage beendete Nepal jeglichen Kontakt ins Ausland und schottete sich von 1816 bis 1951 von der internationalen Gemeinde ab. Die britischen Diplomaten waren die einzigen Menschen aus dem Westen, die während eines ganzen Jahrhunderts sich in Nepal befanden.
Die Shah-Herrschaft neigte sich mehr und mehr dem Ende. Zu einem Zeitpunkt wurde das Königreich von einer 12-Jährigen geleitet, die einem 9-jährigen König unterstellt war.
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aus dem Englischen übernommen vom Lonely Planet Nepal (Travel Guide).
Hinweis:
Alle Angaben entsprechen Informationen aus eigenen persönlichen Erfahrungen und können daher zu keinem Zeitpunkt eine 100%-ige Richtigkeit und Vollständigkeit gewährleisten. Die Angaben wurden mit bestem Gewissen verfasst und dienen einzig als erste Informationshilfe zur Reisevorbereitung.